Praxisnah statt schnöder Theorie

Von Arlette Krickau

Stadtfeld-Ost l Praxis in den Betrieben und die Theorie in der Berufsschule – so läuft die Berufsausbildung im dualen System in Deutschland ab. Schon etwas überholt, findet Birgit Hartewig. Die Berufsschullehrerin unterrichtet Auszubildende im Handel und findet, noch mehr Praxis auch in der Theorie ist immer gut.

Deshalb gibt es seit kurzem ein Warenverkaufskundekabinett an der Berufsbildenden Schule I „Eike von Repgow“ in Magdeburg.

Kühltruhen und Spüler im Klassenzimmer

Was das ist? Ein Fachkabinett, das einer Verkaufsfläche nachempfunden ist. In Regalsystemen haben die Schüler nach erlernten Maßgaben in Warenkategorien und Warenpräsentation die Ladenfläche aufgebaut und gestaltet. Gesponserte Waren von Herstellern und Ausbildungsbetrieben füllen dabei nicht nur die Regale, sondern helfen den Bezug zur betrieblichen Praxis zu verdeutlichen.

Ob Geschirr, Textilien, Waschmaschinen oder Kühltruhen - kaum ein Kundenwunsch bleibt unberücksichtigt auf der Verkaufsfläche der Berufsschule. „Aber Geschirrspüler, Kühltruhe und Waschmaschinen sind natürlich nur Dummies“, sagt Birgit Hartewig mit einem Lachen und zeigt auch gleich noch die mit Luft gefüllten Tiefkühltüten mit den verlockenden Aufdrucken von Pommes, Pizza und Aufbackbrötchen.

Ob ein Auszubildender aus dem Baumarkt nun Kleidung, Nahrung oder Nägel verkauft, das sei egal, sagt Auszubildender Marcel Donau. Schließlich sei es nie sicher, ob man nach der Ausbildung auch genau in der Branche bleibe. Und: Verkaufsgespräch ist Verkaufsgespräch.

Vor allem das soll künftig im Fachkabinett geübt werden, aber auch für die Themen Werbung und Warenpräsentation soll der Raum genutzt werden. „Außerdem kommt Videotechnik zum Einsatz, so dass die geübten Verkaufsgespräche aufgezeichnet werden und danach in der Gruppe ausgewertet werden können“, erklärt Lehrerin Birgit Hartewig.

Darauf freuen sich die Schüler bereits. „Ich bin schon sehr gespannt, wie ich mich dann sehe und werde bestimmt sehr kritisch sein“, sagt Marcel Donau. Da nickt Birgit Hartewig schon zustimmend. Sie hat bereits in Schönebeck an der BbS Erfahrungen mit so einem Praxisbereich machen können. „Die Schüler sind meist viel kritischer untereinander und auch mit sich selbst, als ich es wäre“, sagt sie aus Erfahrung.

Und noch einen großen Vorteil hat die Verkaufsfläche, die sich direkt am Klassenzimmer befindet, sagt Auszubildender Marcus Mayer: „Wenn man im Unterricht die Theorie beigebracht bekommt und das vielleicht nicht mehr der Zeit entspricht, dann kann man den Lehrern das auf der Fläche schnell demonstrieren, wie es jetzt in der Praxis zugeht.“

Aber nicht nur um Kritik zu bekommen soll die Fläche genutzt werden. „Die Schüler sollen vor allem ein Gefühl dafür bekommen, was sie wirklich können, wo ihre Stärken liegen“, beschreibt es Birgit Hartewig.

Warenangebot noch aufstocken und erneuern

Bei der Eröffnung waren zahlreiche Ausbildungsbetriebe anwesend, um sich ein Bild vom Warenverkaufskundekabinett zu machen. „Meine Chefin war ganz begeistert“, sagt Marcel Donau. Es sei eine eindeutige Verbesserung des Theorieunterrichtes, war das einhellige Echo. Solch praxisnahen Unterricht begrüßen die Betriebe und wollen den auch unterstützen. Deshalb wird es in den nächsten Wochen und Monaten eine ordentliche Aufstockung des Warenangebots geben – gesponsert von den Ausbildungsbetrieben in Magdeburg.